Montag, 6. Juni 2011

Hangover 2 - Drei Wölfe und ein Affe

Er könnte auch als Dokumentarfilm durchgehen. Immerhin demonstriert das Wolfsrudel um Bradley Cooper, Zach Galifianakis, Ed Helms und Justin Bartha in Hangover 2 erneut eindrucksvoll, was passiert, wenn man einen Partyabend mit zu viel Alkohol und  chemischen Muntermachern anreichert. Mit dem Unterschied, dass die Jungs ihr Gedächtnis, anders als im Überraschungshit von 2009, nicht in Las Vegas verlieren, sondern im Thailändischen Bangkok - oder wie Alan (Zach Galifianakis) sagen würde: In "T-Hailand".

Der Tapetenwechsel ist dann aber auch schon die wesentlichste Neuerung. Ansonsten läuft in T-Hailand alles genauso ab, wie wir es aus Hangover kennen. Das Wolfsrudel trinkt im Rahmen einer Hochzeit einen über den Durst und wacht am nächsten Morgen verkatert - und vor allem ohne Erinnerungen an die letzten 24 Stunden in einem ramponierten Hotelzimmer auf. Herauszufinden wie sie dort gelandet sind, wie Alan seine Haare verloren hat und wie Stu an ein frisch gestochenes Tattoo gekommen ist, ist die Aufgabe der 102 Filmminuten. Alles beim Alten also. Genau das entpuppt sich aber als Fluch und Segen zugleich.

Es ist durchaus angenehm eine Fortsetzung aufgetischt zu bekommen, die nicht versucht ihren Vorgänger neu zu erfinden und am Ende so wirkt, als hätte man alle Ideen, die es nicht in den ersten Teil geschafft haben, in Teil Zwei verwurstet. Hangover 2 ist ein echtes Hangover. Mit jeder Menge mehr vom Gleichen. Das ist gut. Umso ärgerlicher ist es, dass die einzelnen Hinweise auf den Ablauf der in Vergessenheit geratenen Partynacht bei Leibe nicht so geschickt und liebevoll mit einander verknüpft sind, wie gewohnt. Das Gefühl, dass die drei Vorstadt-Normalos im Großstadtdschungel von einer Katastrophe in die Nächste stolpern, geht dadurch etwas verloren.

Vielmehr entpuppt sich Hangover 2 als verkapptes Gangster-Epos. Samt der obligatorischen Drogenbosse, Undercoverbullen und Waffendealern. Beeinflussten die Taten der drei Trunkbolde im ersten Teil noch einen überschaubaren Mikrokosmos - zerlegen sie in Bangkok gar einen ganzen Straßenzug. Das ist einerseits cool - wirkt aber oft überdreht und albern. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der ebenfalls aus dem ersten Teil bekannte, durchgeknallte Asiaten-Gangster Mr. Chow (Ken Jeong) mehr in den Mittelpunkt rückt, als es den drei Hauptfiguren und den Zuschauern lieb ist. Dadurch wirkt der Humor oft, als wäre er nur auf den drei abgedrehtesten Figuren des Films aufgehängt: Dem debilen Trottel Alan, dem Pseudogangster Mr. Chow, sowie einem kleinen, zigarettenschnorrenden Affen.

Rührt man die Zutaten zusammen erhält man folglich einen durchaus lustigen Film, der es trotz guter Ansätze aber nicht schafft, an das Niveau seines Vorgängers anzuknüpfen. Dafür ist er zu albern und oberflächlich und konzentriert sich zu stark auf einzelne Figuren. Zugleich scheitert dadurch der Versuch Hangover in ein erwachseneres Gangster-Szenario einzubauen - und das trotz Schießereien, Verfolgungsjagden und Blutspritzern am Auto. Umso erstaunlicher, dass der Film die Lachmuskeln trotzdem mächtig strapaziert. Das liegt vor Allem an Comedy-Ass Zach Galifianakis (Ich! Hasse! Diesen! Nachnamen!...Ga-li-fia-na-kis...so), aber auch an den gewohnt flotten Dialogen, den ständigen Überraschungsmomenten und abgedrehten Charakteren. Und hey...es gibt einen rauchenden Affen!


4/6 Fists of Excellence



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